Österreich ist ein "Pilgerland"
Kärntner Bischof Schwarz präsentiert mit Tourismusorganisationen Initiativen und Angebote rund um das "Boom"-Thema Pilgern
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Wien, 13.03.12 (KAP) Österreich ist ein "Pilgerland": Das wurde bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Wien deutlich, bei der der Kärntner Bischof Alois Schwarz und Pilger- und Tourismusvertreter auf den entsprechenden "Boom" und das inzwischen dichte Netz an österreichischen Pilgerwegen aufmerksam machten. Vorgestellt wurde eine Pilgerkarte, die in einer Auflage von 60.000 Stück Informationen über traditionelle und auch neu angelegte Pilgerwege in und um Österreich bündelt und Lust auf Fußwallfahrten machen soll.
Schwarz nannte es bemerkenswert, dass sich in Österreich und ganz Europa in einer Zeit höchster Mobilität und schnellsten Übertragungsmöglichkeiten von Daten und Informationen "viele Menschen zu Fuß auf den Weg machen". Sie würden dabei Natur und Schöpfung unmittelbar erfahren, sich selbst als Geschöpf Gottes erleben und anfangen, "mit Herzen und Füßen zu beten". Beim Gehen würden sich auch neue innere Horizonte öffnen. "Pilgern ist Beten mit den Füßen", zitierte der Bischof ein häufig genanntes Wort.
Schwarz erinnerte an die 4.000-jährige jüdisch-christliche Pilgergeschichte: Israel sei das Volk Gottes, das im Exodus aus Ägypten auszog, auch Jesus selbst sei in der Zeit seiner Verkündigung als Pilger unterwegs und angewiesen auf die Gastfreundschaft der Menschen gewesen. Traditionelle Pilgerziele wie Fatima oder Lourdes bezeichnete Schwarz vor dem Hintergrund dieser christlichen Prägung als "geistige Hauptstädte Europas".
"Pilgern fördert Frieden", fügte der Bischof hinzu: "Pilgern kennt keine Landes- und Staatsgrenzen, sondern ist völkerverbindend, geht über Grenzen hinweg." Er sei froh über das heute freie Europa, in dem Wallfahrten von ehemals kommunistischen Ländern wie Slowenien und Ungarn aus nach Österreich ohne Grenzbarrieren möglich seien.
Schwarz wies auf die neue Pilgerkarte sowie auf das österreichischen Kirchenzeitungen demnächst beigelegte Magazin "inpuncto" hin. Mit einer Auflage von 190.000 Stück werde darin das Thema Pilgern von vielen Seiten beleuchtet.
"Trend zu sinnstiftenden Urlaubsformen"
Leo Bauernberger, Vorsitzender der Tourismus-Landesorganisationen, sieht das Pilgern als immer wichtiger werdendes Segment im Fremdenverkehr. Gerade ein landschaftlich und kulturell bestausgestattetes Land wie Österreich könne vom "Trend zu sinnstiftenden Urlaubsformen" profitieren. Es gebe eine neue Sehnsucht nach Langsamkeit, Nachhaltigkeit und "sanftem Tourismus", der nicht nur die "Generation 50+" zu potenziellen Wallfahrern mache, sagte Bauernberger. Auch viele junge Menschen seien ansprechbar, 27 Prozent der Pilger seien jünger als 30 Jahre.
In Österreich seien jährlich 5.000 Menschen auf den hiesigen Jakobspilgerwegen unterwegs, allein in Salzburg würden dadurch bis zu 15.000 Nächtigungen verzeichnet, informierte der Tourismus-Experte.
Motive für die Wallfahrer seien Selbstfindung und -verwirklichung, das Erleben von Natur und Landschaft, der Wunsch nach Nachhaltigkeit statt touristischem "Schnelldurchgang".
Das Angebot für Pilger werde zunehmend breiter, sagte Bauernberger. 2005 gab es z.B. in Salzburg lediglich den Jakobsweg, heute schon neun markierte Pilgerwege mit Neuheiten wie dem Kapellenweg in Großarl, der mit der Verbindung liebevoll restaurierter Kapellen eine Art "Einstiegsdroge" ins Pilgern darstellen könne.
Auch "Fernstehende" pilgern in Scharen
Der Pilgerboom erfasse auch Menschen, die der Kirche und dem Glauben eher distanziert gegenüberstehen, erklärte Anton Wintersteller, Projektleiter von "Pilgern in Österreich", bei der Pressekonferenz. Die der Kirche eng Verbundenen stellten sogar eine kleine Minderheit dar.
Bischof Schwarz wies auf die Initiative "Pilger der Nächstenliebe" hin, bei der gerade viele Jugendliche beim traditionellen Kärntner Vierbergelauf für jene mitmachen, die selbst nicht gehen können. Pro zurückgelegtem Kilometer spenden Sponsoren 50 Cent, 25 Euro pro Teilnehmer kommen der Aktion "Licht ins Dunkel" zugute. Start des Events ist am 19. April am Kärntner Magdalenberg.
Beim Pilgern gehen nicht wir auf die Leute zu, die Menschen kommen zu uns, freute sich Bischof Schwarz über die breite Resonanz sonst schwer erreichbarer Zielgruppen.
Anton Winterstellers Erklärung: Menschen, die sich auf den Weg machen, "bekommen wieder Boden unter den Füßen". Sie bekämen einen klareren Blick auf ihr Leben, erlebten den Gewinn des "Sich-Einlassens" und würden erfahren: "Wesentliches fällt uns zu." Pilgern "erdet und himmelt", brachte es Wintersteller auf den Punkt.
Der Tourismuspastoral-Experte wies auf die gute Zusammenarbeit zwischen Kirche, Tourismuseinrichtungen und Behörden wie dem Wirtschaftsministerium bei den Pilger-Aktivitäten hin. Eine Frucht sei neben der neuen Pilgerkarte auch die Webseite www.pilgerwege.at, die alle wesentlichen Informationen zum Thema Pilgern in Österreich bündelt. Enthalten sich unter dem Titel "Pilgrimage Europe" auch Initiativen, die grenzüberschreitendes Pilgern von Ungarn und Slowenien ermöglichen.