"Salzburger Hochschulwoche" eröffnet
Ein "Diskurs über Grenzen" und deren Überwindung ist heute "überlebenswichtig": Das hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner am Montag zur Eröffnung der "Salzburger Hochschulwoche" betont. Die Hochschulwoche, die noch bis 3. August dauert, steht heuer unter dem Titel "Europa - Entgrenzungen". Die Bedeutung des Themas demonstrierte Lackner mit einer biografischen Anmerkung: So sei er in der Südoststeiermark mit der Grenze zu Slowenien aufgewachsen: "Mir war aber lange Zeit überhaupt nicht bewusst, dass auf der anderen Seite auch Menschen wohnen", erzählte er. So habe er auch nie Slowenisch gelernt - "keine Entgrenzung, sondern eine Begrenzung".
Bezugspunkt sowohl für die Ausführungen Erzbischof Lackners als auch für die Einleitung des Theologen und Obmanns der Hochschulwoche, Gregor Maria Hoff, war der Ausbruch des Ersten Weltkriegs auf den Tag genau vor 100 Jahren. Dieses Datum verdeutliche die Brisanz der Frage nach der Zukunft und bleibenden Relevanz des "Projekts Europa", so Hoff. Schließlich müsse man sich fragen, ob die "imperiale Logik des 20. Jahrhunderts" heute wirklich "an ein Ende gekommen" ist, und inwiefern die "Fragilität der Friedensschwüre" Europa belaste.
Als ein prinzipiell offenes, entgrenztes Projekt skizzierte der Frankfurter Theologe Knut Wenzel Europa. Europa sei gleichsam "Archipel der Moderne" und Ort eines "melancholischen Glaubens". Die europäische Identität sei angesichts der so wechselvollen, zwischen Emanzipations- und Gewaltgeschichten changierenden Geschichte Europas nicht eindeutig zu fassen.
Weitere Vortragende bei der heurigen "Salzburger Hochschulwoche" sind u.a. die Sprachwissenschaftlerin Ruth Wodak, der Islamwissenschaftler Nicolai Sinai, die Politologin Sonja Puntscher-Riekmann und der Religionssoziologe Karl Gabriel. Den Abschluss der Hochschulwoche bilden ein Festgottesdienst mit Erzbischof Franz Lackner am 3. August um 8.30 Uhr im Salzburger Dom und der anschließende Festvortrag des früheren tschechische Außenministers Karel Schwarzenberg.
Der im Rahmen der Hochschulwochen alljährlich vergebene Theologische Preis geht heuer an ein Brüderpaar - die in Köln geborenen Theologen Michael Theobald und P. Christoph Theobald SJ, Neutestamentler in Tübingen bzw. Dogmatiker in Paris. Die Preisverleihung findet am Mittwoch, 30. Juli, um 19.30 Uhr bei einem Festakt in der Großen Aula der Universität Salzburg statt.
Parallel zur Hochschulwoche findet in diesem Jahr zum zweiten Mal die "Salzburger Religionstriennale" statt. In Kooperation mit dem Fachbereich "Systematische Theologie" der Universität Salzburg arbeiten junge Wissenschaftler aus ganz Europa zu Fragen aus Religion, Kultur, Politik und Identität. Heuer widmen sie sich der politischen Geschichte und Gegenwart der Religionen in Europa.
Das Detailprogramm der Hochschulwochen ist im Internet unter www.salzburger-hochschulwochen.at abrufbar.