Patriarch Younan in Österreich
Im Vorfeld seiner Österreichreise, die am Wochenende in Graz begonnen hat, hat der syrisch-katholische Patriarch Yousef III. Younan in Rom gegen den Völkermord an Christen durch die Islamisten protestiert. Younan traf am Samstagabend in Graz den steirischen Bischof Egon Kapellari, ab Montag nimmt er in Salzburg an der Jahrestagung der "Initiative Christlicher Orient" (ICO) teil.
"Radio Vatikan" gegenüber forderte Younan, islamische religiöse Führungspersönlichkeiten müssten klarer und deutlicher zur barbarischen Verfolgung der Nichtmuslime im Milizengebiet von Syrien/Irak sprechen. "Wir können das einen Exodus nennen oder einen Völkermord - das ist ein Desaster, das im 21. Jahrhundert eigentlich nicht akzeptabel ist. Wie kann man es zulassen, dass friedliche Menschen einfach nur deshalb, weil sie eine andere Religion bekennen als den Islam, verfolgt werden?", sagte Younan.
Zu beklagen sei das Verschwinden der Toleranz, betonte Younan: "Was da verschwindet, ist sozusagen unsere Chance aufs Überleben. Bisher gab es ein Zusammenleben, aber jetzt wollen sie uns buchstäblich an den Kragen. Im Land zu bleiben, ist für uns Christen eine riesige Herausforderung. Wie sollen wir etwa unsere jungen Leute davon überzeugen, Zeugnis für ihren Glauben zu geben? Die sagen uns: Aber die anderen wollen doch gar keinen Dialog, die akzeptieren uns nicht, die erkennen uns nicht an."
Der Patriarch sieht das militärische Vorgehen der westlichen Allianz, die Terrorstützpunkte des "Islamischen Staats" (IS) bombardiert, als gerechtfertigt an, insofern es kein Krieg gegen den Islam, sondern gegen den Terrorismus sei. "Wir können und wir dürfen absolut keine Religion bekämpfen, aber wir haben das Recht und auch die Pflicht, den Islamführern zu sagen: Seid bitte klar und seid deutlich, wenn ihr betont, dass man Menschen nicht töten darf, egal zu welcher Religion sie gehören, dass das ein schwerwiegendes Verbrechen ist und keineswegs gottgefällig. Das sind Handlungen gegen die Zivilisation selbst", mahnte Younan.
Auch die Regierungen der arabischen Golfstaaten äußerte sich in diesem Sinn, aber nicht nachdrücklich genug. "Ich appelliere an unsere christlichen Gläubigen, an alle syrischen Katholiken und Orthodoxen, die in letzter Zeit Schlimmeres erleiden als alle anderen, weil unsere klassischen Siedlungsgebiete angegriffen worden sind: Lasst trotz allem die Hoffnung nicht fahren". so der Patriarch: "Wir werden alles tun, um eure Stimme in der ganzen Welt hörbar zu machen."
Der Patriarch nimmt am 29./30. September im Salzburger Bildungszentrum St. Virgil an der Jahrestagung der "Initiative Christlicher Orient" (ICO) zum Thema "Monastisches Leben im Orient" teil. Am Montag hält der Patriarch um 19.30 Uhr in Anwesenheit von Erzbischof Franz Lackner in St. Virgil einen öffentlichen Abendvortrag zum Thema "Die Situation im Libanon auf dem Hintergrund des Krieges in Syrien". Am Dienstag spricht der Patriarch im Linzer Priesterseminar (Harrachstraße 7) ebenfalls um 19.30 Uhr zum Thema "Der Libanon im Schatten des IS in Syrien und im Irak".