Flüchtlingsnotquartier in Bruck an der Mur
Die Caritas errichtet im Auftrag des Landes Steiermark in Bruck an der Mur ein vorübergehendes Notquartier für Flüchtlinge. Das gab der Caritasdirektor der Diözese Graz-Seckau, Franz Küberl, am Dienstag bei einer Pressekonferenz in der obersteirischen Bezirksstadt bekannt. Der Betrieb in der ehemaligen "Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik" (BAKIP) werde Mitte November aufgenommen, er wurde bis Ende März bewilligt. Maximal 80 Personen sollen in dem Quartier eine vorübergehende Bleibe finden, kündigte Küberl an.
Nach dieser Erstunterbringung sollen die Flüchtlinge "möglichst rasch in längerfristige Quartiere im Rahmen der Grundversorgung weitergeführt werden". Die Caritas werde die Räumlichkeiten in der früheren Schule für diesen Zweck adaptieren und im Auftrag des Landes für die Betreuung der aus Syrien und dem Irak Geflohenen sorgen, informierte Küberl. Dies geschehe mit einem erfahrenen, multiprofessionellen und mehrsprachigen Team von zehn Personen in 24-Stunden-Besetzung.
Die Caritas habe in der Obsorge von Flüchtlingen und bei der Integration eine jahrzehntelange Erfahrung, sagte Küberl. Zuletzt seien die Flüchtlingszahlen angesichts vieler internationaler Krisenherden wieder gestiegen. "Die Menschen, die aus Syrien oder dem Irak zu uns kommen und Schutz suchen, haben in ihrer Heimat alles verloren", wies der Caritasdirektor hin. "Diese Menschen verdienen es, dass wir ihnen mit Respekt begegnen."
Parallel zu dem Projekt in Bruck arbeiten die Diözese Graz-Seckau und die Caritas derzeit daran, Plätze für insgesamt 250 Flüchtlinge in Notunterkunft bzw. Grundversorgung vorzubereiten, "um dem Land Steiermark in dieser schwierigen Situation zu helfen", so Küberl. Das Verantwortungsbewusstsein in den Pfarren und in den Gemeinden steige merklich, "weil die außergewöhnliche Situation auch ein außergewöhnliches Maß an Solidarität erfordert".
Die Caritas sei mit dem Vorschlag an das Land Steiermark herangetreten, die Bildungsanstalt zur Verfügung zu stellen, informierte der Brucker Bürgermeister Hans Straßegger am Dienstag. Zusammen mit 87 Flüchtlingen, die privat in einem ehemaligen Gasthaus untergebracht sind, habe Bruck etwas mehr als 160 Menschen aufgenommen: "Das ist bei einer Einwohnerzahl von rund 16.000 gerade ein Prozent", so Straßegger im Blick auf etwaige Bedenken.
Soziallandesrat: "Alle sollen zusammenhalten"
Derzeit beherbergt die Steiermark nach einem ORF-Bericht etwa 3.500 Flüchtlinge, bis Jänner würden laut Soziallandesrat Siegfried Schrittwieser weitere 600 bis 700 Betten benötigt, um die mit dem Bund vereinbarte Quote zu erfüllen. Auch andere steirische Städte und Gemeinden seien aufgerufen, Hilfestellungen für Flüchtlinge aus Kriegsgebieten zu leisten, die um ihr Leben kämpfen, so Schrittwieser: "Wir haben in der Balkan-Krise knapp 100.000 Flüchtlinge gehabt, wir haben in der Ungarnkrise in den 50er-Jahren 150.000 gehabt, derzeit sind in Österreich 28.000. Wenn wir hier alle zusammenhalten, wird diese humanitäre Aufgabe auf alle Fälle erfüllt."
Schrittwieser war vor rund drei Wochen auf Einladung von Diözesanbischof Egon Kapellari mit Caritasdirektor Franz Küberl, Generalvikar Heinrich Schnuderl und anderen Diözesanverantwortlichen zusammengetroffen, um über Unterbringungsmöglichkeiten für Asylwerbende in kirchlichen Gebäuden zu beraten. Die Diözese prüfte daraufhin gemeinsam mit der Caritas mehrere Unterbringungsmöglichkeiten und schlug diese dem Land Steiermark vor.