Gesellschaft geprägt von "maßlosem Habenwollen"
Kritik an den Auswüchsen einer allzu materialistisch gesinnten Gesellschaft hat der Kärntner Bischof Alois Schwarz geübt. Die Gesellschaft sei "geprägt von oft maßlosem Habenwollen, übersteigerten Ansprüchen, unstillbar scheinender Angst, zu kurz zu kommen", schrieb Schwarz am Mittwoch im Wirtschaftsmagazin "Primus" der "Kleinen Zeitung". Die Gier und Begehrlichkeit, "mehr haben als sein zu wollen", lasse die weltweite Armut, den Hunger und die Unterdrückung aus dem Blick geraten und schade letztlich auch den Konsumorientierten. "Wenn Konkurrenz, Gier und Geiz an erster Stelle stehen, leiden darunter Werte wie Beziehungs- und Liebesfähigkeit, Vertrauen und Treue", warnte Schwarz.
Der in der Österreichischen Bischofskonferenz für Wirtschaftsfragen zuständige Kärntner Bischof plädierte demgegenüber für Ethik und christliche Werte in der Ökonomie. Gefragt seien Verantwortungsträger, "die ihren Dienst als menschengerechtes Wirtschaften verstehen". Statt der "Logik des quantitativen Mehr" zu folgen, solle sich das Augenmerk auf ein "qualitatives Mehr" verlagern. Der Bischof wörtlich: "Das Motto sollte eigentlich lauten: Geht es den Menschen gut, geht es auch der Wirtschaft gut - und nicht umgekehrt." Denn die Realität zeige, dass eine prosperierende Ökonomie eben nicht immer mit dem "Gutgehen" der Menschen einhergehe.
Für das Konsumverhalten gelte dasselbe wie für andere Lebensbereiche, merkte Bischof Schwarz an: Die Menschen seien herausgefordert, mit ihrer Freiheit bewusst umzugehen sowie ihrer eigenen Würde entsprechend zu handeln. "Geld ist ein vielschichtiges Phänomen" und könne "zur Droge werden" oder in Knechtschaft führen, so Schwarz.