Wien: Klares Votum für freien Sonntag
Das Ringen um den Erhalt des arbeitsfreien Sonntags in Wien spitzt sich zu: Nachdem sich in einer Umfrage 87 Prozent von 800 befragten Wiener Handelsangestellten dafür ausgesprochen hatten, sonntags nicht arbeiten zu wollen, plant die Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) nun eine Urabstimmung unter allen 30.000 betroffenen Wiener Handelsbeschäftigten im Frühjahr 2015. Unterstützung kommt von der "Allianz für den freien Sonntag": Die Betroffenen ließen sich nicht durch Argumente wie Tourismuszonen-Ausnahmen "aufs Glatteis führen", so Gabriele Kienesberger, Koordinatorin des von vielen kirchlichen Organisationen mitgetragene Bündnisses, in einer Aussendung.
Wie die am Donnerstag präsentierten Umfrageergebnisse des IFES-Instituts deutlich machten, sind die meisten Betroffenen - 83 Prozent - auch nicht über Zuschläge und Ersatzruhezeiten für Sonntagsarbeit zu gewinnen. Nur 17 Prozent wären laut der Studie bereit, sonntags zu arbeiten, wenn als Ausgleich ein 100-Prozent-Zuschlag und Ersatzruhezeiten vereinbart wären. Für 55 Prozent der Befragten sind Verhandlungen über Tourismuszonen "überhaupt abzulehnen".
Der Linzer Bischof und Allianz-Sprecher Ludwig Schwarz bezeichnete den freien Sonntag als "klar erkennbares Symbol der Freiheit: Jede Woche die Sicherheit zu haben, frei zu haben anstatt arbeiten zu müssen, lieber gemeinsame Zeit in der Partnerschaft und in der Familie verbringen zu können." Die Menschen wollten sich den Sonntag nicht "abkaufen" lassen. Am sichtbarsten sei dies an jener Personengruppe geworden, die in Partnerschaften leben bzw. Kinder haben, zumal hier laut der Umfrage nur acht Prozent wären bereit, sonntags zu arbeiten.
Laut dem zweiten Sprecher der Sonntagsallianz, Franz Georg Brantner, würden Arbeitnehmer Zeitwohlstand und den freien Sonntag genießen wollen, sofern das Geld reiche. Die etwas höhere Bereitschaft von Alleinerziehenden (24 Prozent) zur Annahme von Sonntagsarbeit gebe den wichtigen Hinweis, dass viele es sich offensichtlich existenziell nicht leisten könnten, den Sonntag frei zu nehmen. Brantner: "Zeitwohlstand und Lebensqualität dürfen nicht zu einem Privileg von Wenigen werden, die es sich leisten können."