Armutsbekämpfung nur über Frauenbeteiligung
Frauen sind überdurchschnittlich von Armut betroffen, weshalb globale Entwicklung nur über die Beteiligung von Frauen gelingen kann: Darauf hat Heinz Hödl von der Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz für Entwicklung und Mission (KOO) zum Weltfrauentag am 8. März aufmerksam gemacht. Die derzeit in Österreich durchgeführte Aktion "Familienfasttag" der katholischen Frauenbewegung zeige beispielhaft auf, wie vorteilhaft Frauenförderung über Bildung, Schaffung von Einkommen, Zugang zu Krediten und Land sowie die Stärkung ihrer Position und ihres Schutzes vor Gewalt sein könne.
Für soziale Gerechtigkeit und die Ausrottung der Armut müssten "Fragen der Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern und Menschenrechte berücksichtigt werden, die für Männer und für Frauen in gleicher Weise gelten", betonte Hödl, der auch Geschäftsführer des Weltdachverbandes der katholischen Entwicklungsorganisationen (CIDSE) ist.
Hödl verwies darauf, dass Frauen in Entwicklungsländern zwar mehr als die Hälfte aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft darstellten, dabei aber nur 19 Prozent der Böden weltweit besitzen würden. "Hätten Frauen den gleichen Zugang zu Produktionsmitteln wie Männer, könnte dies die gesamte Agrarproduktion der Entwicklungsländer um bis zu vier Prozent erhöhen. 100 bis 150 Millionen Menschen müssten damit nicht mehr hungern", zitierte der kirchliche Entwicklungs-Fachmann die Welternährungsorganisation FAO.
Bezug nahm Hödl auch auf Papst Franziskus, der die Kirche in seinem Schreiben "Evangelii gaudium" beim Thema der Rechte von Frauen aufgrund ihrer gleichen Würde vor "tiefen Fragen, die sie herausfordern und die nicht oberflächlich umgangen werden können", gesehen hatte. Stets gehörten zu dieser Würde "universelle, unverletzliche, unveräußerliche und unteilbare" Rechte jeder Person, so der KOO-Geschäftsführer, zudem müsse sie eng mit den konkreten Lebensbedingungen jedes Menschen verbunden sein und stets auf "den ganzen Menschen und die ganze Menschheit" hin abzielen.
Frauen-Benachteiligung wurzle nicht nur in der Politik und Wirtschaft, sondern auch in der Geschichte, Kultur und in den Institutionen, erklärte KOO-Fachreferentin Hilde Wipfel. So würde etwa das vorherrschende, am Bruttosozialprodukt-Wachstum orientierte Wirtschaftssystem die häufig im Verborgenen und vor allem von Frauen geleistete Arbeit ignorieren.
Wipfel appellierte daher zu einer Aufwertung der Frauenarbeit sowie zur Anerkennung der Bedeutung der Förderung von Frauen in der kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit (EZA). "Wenn wir Frauen stärken, werden diese individuell und gemeinsam stärker, können ihre Rechte behaupten, ihre Grundbedürfnisse sichern, ungerechte Machtstrukturen bekämpfen und sich aktiv am politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben beteiligen im Sinne des Gemeinwohls", so die Fachreferentin.