Teresa von Avila auch heute Vorbild
Die Kraft, mit der die vor 500 Jahren geborene Teresa von Avila (1515-1582) Hindernissen, Enttäuschungen und Fehlern in der Kirche begegnet ist, kann auch heute noch als Ermutigung und Vorbild im Umgang mit Herausforderungen in der Kirche dienen. Das betonte der spanische Karmelit Antonio Sagardoy, der in der Diözese Gurk-Klagenfurt Bischofsvikar für Orden ist und mehrere Bücher über die 1970 von Paul VI. zur ersten Kirchenlehrerin erhobene Ordensfrau veröffentlichte. "Teresa ermutigt uns, nicht so sehr zu jammern, sondern einfach zu entdecken, wie kann ich trotz Hindernissen meine Liebe zu Jesus und zur Kirche sichtbar machen in unserer Zeit", so der Karmelit wörtlich in einem Interview mit "Radio Vatikan" am Wochenende.
Ihr Gottvertrauen könne im scharfen Kontrast zur heutigen Mentalität gesehen werden, "die sehr stark die eigene Leistung betont. Leider auch im Religiösen. Und wir übersehen stark das Wirken Gottes". Vorbildwirkung habe Teresa auch in ihrer Loyalität gegenüber der Kirche, so der Karmelit. Jede Kritik war von dem Nebensatz "und trotzdem liebe ich die Kirche" geprägt.
Die Gründung des Ordens des unbeschuhten Karmel mit dem Schwerpunkt auf das meditatives Gebet ist für den Pater eine Antwort Teresas auf die damalige Position der Kirche, Frauen seien nicht meditationsfähig. Dahinter stecke aber nicht so sehr Emanzipation, sondern "vielmehr die Betonung auf die Würde eines jeden Menschen". Deswegen wehrte sie sich gegen manche Haltungen damals in der Gesellschaft und in der Kirche und versuchte zu betonen, "dass wir alle vor Gott gleich sind". Teresa habe sich stets innerhalb der Normen der Kirche bewegt. Hinter der Gründung stünde nämlich auch die Frage nach dem Wohl der Kirche.
Vorbildwirkung habe Teresa auch in ihrer Spiritualität, die immer an theologisches Wissen gebunden war. "Gerade in unseren Tagen ist es nicht immer so. Wir betonen eher einseitig entweder eine gewisse Religiosität oder eher theologisches Wissen", so Sagardoy. Der Bezug auf die theologischen Abhandlungen ihrer Zeit habe sie auch immer wieder vor der Inquisition gerettet.
Reformerin trotz aller Widerstände
Teresa Sanchez de Cepeda y Ahumada wurde am 28. März 1515 in Avila als Enkelin eines konvertierten Juden in eine altkastilische Adelsfamilie geboren. Vermutlich 1536 trat sie in den Karmel in Avila ein, in dem zu dieser Zeit 140 Schwestern lebten. Im Jahr darauf wurde Teresa ernsthaft krank und blieb etwa drei Jahre lang gelähmt. Von der Betrachtung einer Darstellung des leidenden Christus 1554 wurde sie so angerührt, dass sie durch dieses Ereignis ihre "endgültige Bekehrung" erfuhr und künftig in radikaler Selbstaufgabe nur noch in Christus leben wollte.
Gegen viele Widerstände erhielt sie 1562 von Papst Pius IV. und dem Ortsbischof die Erlaubnis, in Avila ein eigenes Kloster, das der Unbeschuhten Karmelitinnen, zu gründen, in dem die ursprüngliche Ordensregel wieder befolgt werden sollte. Zugleich legte Teresa fest, dass in einem Karmel nicht mehr als 21 Schwestern leben sollten. Danach begann sie, ihre Reformpläne trotz aller Widerstände und Strapazen zu verwirklichen. Bis zu ihrem Tod am 4. Oktober 1582 gründete sie 17 Reformklöster.
(Tipp: Antonio Sagardoy: Teresa von Avila. Trotzdem liebe ich die Kirche. styria premium-Verlag)