Innere Quellen machen widerstandsfähiger
Ordensgemeinschaften können Top-Manager auf die Spur ihrer inneren Quellen führen, damit diese widerstandsfähiger werden und besser mit schweren Themen umgehen: Das hat der Jesuit Michael Bordt, Vorstand des Instituts für Philosophie und Leadership in München, im Interview mit der "Kleinen Zeitung" (Donnerstag) erklärt. Die individuellen Belastungen würden in der Führungsebene großer Konzerne immer mehr steigen, berichtete der Managementberater, der dies auf den Arbeitsdruck, die Beschleunigung und Wirtschaftsschwankungen zurückführte.
Das Leben der Vorstände und Top-Manager entspreche in manchen Punkten durchaus der Lebenseinstellung der Jesuiten: Sie seien in einem "enorm intensiven Leben" zum Handeln motiviert und würden "gerne große Dinge angehen", zog Bordt den Vergleich. Allerdings sehe er auch die Gefahr, sich von der Intensität mitreißen zu lassen, um ähnlich wie durch Drogen zu einem elektrisierenden Lebensgefühl zu kommen. Wichtig sei deshalb die Selbstwahrnehmung.
Sein Zugang in Seminaren sei es, auf die jeweilige Person zu achten und festzustellen, "ob der Lebensweg, auf dem sie gerade ist, der richtige ist". Durch Selbstreflexion und Achtsamkeit auf das Gegenwärtige würden Führungskräfte "viel über sich selbst lernen". Der Prozess sei eine Infragestellung mit offenen Folgen, "es haben schon Leute ihre Firma verlassen", so Bordt. Fragen wie jene, ob das, was den Teilnehmern als Mensch wichtig ist, auch zum Unternehmen passe, würden von manchen auch als "subversiv" aufgefasst, doch: "Die Unternehmen, die uns anfragen, wissen das und wollen das", betonte der Jesuit.