Hohe Erwartungen an Bischofssynode zu Familie
In Österreich herrschen hohe Erwartungen im Hinblick auf die Bischofssynode zum Thema Familie im kommenden Herbst in Rom: Die Rückmeldungen auf die 46 Fragen des Synodensekretariats im Vatikan aus den österreichischen Diözesen zeigen Hoffnungen auf neue Akzente hinsichtlich der kirchlichen Lehre zu wiederverheirateten Geschiedenen und zur Sexualmoral, berichtete der dafür zuständige Koordinator, der Feldkircher Pastoralamtsleiter Walter Schmolly, am Montag in Wien. Er war einer der Referenten beim ersten Medienstudientag zu Kirche und Familie, den das Medienreferat der Österreichischen Bischofskonferenz und der Katholische Familienverband Österreichs (KFÖ) mit rund 80 Interessierten im Kardinal-König-Haus veranstalteten.
Aus den gebündelten und mittlerweile an Rom weitergeleiteten Rückmeldungen geht laut Schmolly weiters hervor, dass diese die Bedeutung des Gewissens für ehe- und familienbezogene Fragestellungen noch zu wenig gewürdigt habe. Als positiv wurde der von Kardinal Christoph Schönborn bei der vergangenen Synode stark forcierte Grundsatz der "Gradualität" bewertet: Er besagt, dass nicht nur dem christlichen Eheideal mit Wertschätzung zu begegnen sei, sondern auch noch "unvollkommenen" Vorstadien bzw. den Schritten auf dem Weg dorthin.
Kritisch angemerkt hätten manche Stimmen aus den Diözesen eine manchmal als "paternalistisch" empfundene Sprache, etwa wenn Alleinerzieher-Familien oder Zweitehen unter dem Attribut "verwundete" Familienformen abgehandelt würden. Wie Schmolly berichtete, sei die im Februar und März erfolgte Befragung eher qualitativ ausgerichtet gewesen - im Unterschied zur breiten, diözesan unterschiedlich erfolgten im Vorfeld der außerordentlichen Synode im vergangenen Herbst. In dem "Kompromisspapier", das die Ergebnisse der ersten Etappe des von Papst Franziskus als "geistlicher Prozess" angelegten Auseinandersetzung der Weltkirche mit dem Thema Familie zusammenfasste, erscheine die Kirche sowohl als "Wegbegleiterin" als auch als eine Art "Erzieherin".
Darin spiegle sich die nach wie vor bestehende Uneinigkeit unter den Synodenvätern, ob es bloß darum gehe, die an sich gute Kirchenlehre besser zu vermitteln, oder ob es demgegenüber nötig sei, die bisherige Lehre "ergebnisoffen" zu diskutieren. Der Papst wolle letzteres, so Schmolly. Der von Franziskus angestoßene "geistliche Prozess" solle demnach ein "gemeinsamer Weg der Bischöfe unter Einbeziehung des ganzen Gottesvolkes" sein. "Hören" sei in diesem Prozess ein zentraler Begriff; laut dem Papst habe die Kirche damit zu rechnen, dass Gott sie in ihrer Wahrnehmung von Familie in all ihren Formen in "Neuland" führen wolle. Nicht umsonst sei unter diesen Vorzeichen von vielen ein neuer, die Kollegialität unterstreichender Stil in der Kirche gewürdigt worden, sagte Schmolly.
Kirche ein "Reibebaum"
Der Pastoralamtsleiter der Diözese Feldkirch, deren Bischof Benno Elbs zum Vertreter der Österreichischen Bischofskonferenz bei der kommenden Synode gewählt wurde, wies freilich auch auf hemmende Faktoren hin, die mitschwingen, wenn sich Kirche heute zum Thema Familie äußert: Schmolly nannte die Institutionenskepsis des modernen Menschen, zumal werde gerade der Kirche als "Moralinstitution" nicht mehr automatisch Autorität zugebilligt. Sie diene vielen vielmehr als "Reibebaum" in einem gesellschaftlichen Umfeld, das derlei oft gar nicht mehr bietet. Gerade jungen Menschen gingen heute sehr pragmatisch mit Idealen um, die nicht mehr eindeutige umzusetzende Vorgaben seien, sondern Orientierungspunkte, die verschiedenen Lebenssituationen angepasst würden.
Weitere Referenten des Medienstudientags waren der des deutsche Medienpädagoge und Kommunikationswissenschaftler Prof. Andreas Büsch und die "Kurier"-Journalistin und stellvertretende Chefredakteurin Martina Salomon. Am Nachmittag folgten drei Praxisbeispiele zum Thema Medienkompetenz sowie im Anschluss zwei Workshop-Runden zu den Themen "Familie öffentlich-rechtlich" u.a. mit KFÖ-Präsident Alfred Trendl und dem ORF-Public Value-Beauftragten Klaus Unterberger, zum Thema "Familie digital" mit der "Presse"-Journalistin und Web-Expertin Anna-Maria Wallner und dem Projektleiter des neuen Wiener diözesanen Webprojekts meinefamilie.at, Andreas Kastenmeier, sowie zum Thema "Familie erzählen" mit dem Filmproduzenten Golli Marboe und der Chefredakteurin der Zeitschrift "Welt der Frau", Christine Haiden.
Präsentation Prof. Andreas Büsch
Medien sozialisieren
Neben der Familie sind u.a. heute auch die Medien wesentliche Sozialisationsinstanzen für junge Menschen. Darauf wies der deutsche Medienpädagoge und Theologe Prof. Andreas Büsch am Montag in Wien beim Medienstudientag zu Kirche und Familie hin. Für die Pädagogik, aber auch für die Kirche würden sich damit auch ethische Fragestellungen ergeben; als Beispiele nannte der an der Katholischen Hochschule in Mainz lehrende Büsch Themen wie Cyber-Mobbing, "Happy Slapping", Fragen rund um Privatheit und Öffentlichkeit oder die durch Algorithmen eingeschränkte Freiheit der Konsumenten. Kirchlicherseits gebe es noch einen Mangel an attraktiven Angeboten und Orientierungshilfen im Bereich der Medienpädagogik.
Als gelungenes Beispiel dafür präsentierte Büsch die im Internet unter mekomat.de abrufbare "Materialübersicht Medienkompetenz" einer Fachstelle der Deutschen Bischofskonferenz, die Hilfen biete und einschlägige Termine aufliste. "Genial" nannte Büsch die Seite www.mediennutzungsvertrag.de, in der sich Eltern und ihre Kinder über faire Verhaltensregeln hinsichtlich Bildschirmkonsum oder Handynutzung verständigen können. Das zeitliche Ausmaß allein reicht für eine Be- oder gar Verurteilung des Medienkonsums Heranwachsender nicht aus, wies Büsch hin. Und bei der Diagnose "Sucht" sei Vorsicht geboten; sie sei nur bei Verwahrlosung und sozialer Isolation angebracht.
Zum Thema Kirche und Medien erinnerte der Experte in einem zweiten Kurzreferat an eine lange Konfliktgeschichte. Die Bulle "Inter multiples" von Papst Innozenz VIII. habe bereits 1485, kurz nach der Erfindung des Buchdrucks, die Zensur etabliert. Eine Wende im gespannten Verhältnis habe erst das 20. Jahrhundert mit den Päpsten Pius XII. und Johannes XXIII. gebracht. Zur jüngsten Botschaft von Papst Franziskus zum Welttag der sozialen Kommunikation mit dem Fokus auf das Thema Familie merkte Büsch an, die Familie werde dort zurecht als primärer Lernort für Kommunikation - auch für religiöse - dargestellt. Kinder lernten hier das Zusammenleben in Verschiedenheit und die Offenheit auf andere hin.
Quelle: Kathpress